03.09.2017 und die Reise beginnt. Mit Taschen und Radkoffer im Gepäck ging es für Erik und mich am frühen Morgen Richtung Flughafen München. Erik begleitete mich zu meinem Saisonhöhepunkt: Die WM über die Mitteldistanz in Chattanooga/Tennessee!
Schon am Flughafen stieg die Aufregung, da es für mich ja auch erst der zweite Flug meines Lebens und die erste Reise in die USA sein sollte. Nach allen Formalitäten, wie Gepäckabgabe und Passkontrolle ging es dann endlich los. Wir flogen nach Atlanta und von dort aus nach Chattanooga. Und schon gab es die ersten Probleme: Auf die letzte Sekunde erreichten wir unseren Anschlussflug in Atlanta, der allerdings meinen Radkoffer nicht mitbrachte. Nach einer kurzen Schrecksekunde erfuhr ich aber, dass er im nächsten Flieger, 30min später, nachkommen würde. Also: Alles nochmal gut gegangen :)
Nach der Ankunft und dem Check-In gewöhnten wir uns dann erst einmal an Amerika. "Ein Land des Überflusses" kann ich nur sagen. Riesige Autos, völlig überdimensionierte Supermärkte, alles im Mega-Pack und keine normalen Größen, Müllproduktion im Überfluss, … Ich könnte lange weiter machen, aber es geht ja hier um mein Abenteuer WM 70.3!!!
Die Tage vor dem großen Wettkampf begleitete mich Erik bei all meinen Einheiten. Wir gingen Laufen, Schwimmen, ja und auch Rad fahren. Über knappe 90km wurde ich noch nie von einem Auto begleitet. Doch nur so war es mir möglich die Radstrecke zu besichtigen. Ich konnte feststellen: Es wird ein harter Kampf. Viele Höhenmeter, oft schlechter Untergrund und trotzdem eine super schöne Strecke, die ich nach den ersten Eindrücken Amerikas so nicht erwartet hätte.
Das Laufen gestaltete sich anfangs als problematisch. Die erste Strecke, die wir testeten, ging durch einige Valleys mit Häusern ohne Zaun und mit Hunden. Da war der Herzinfarkt nicht mehr weit weg, als ein Hund aus einem der Gärten geschossen kam. Die zweite Strecke ging dann bis zu einer Straßensperre. „Man darf hier nur durch, wenn man Anwohner ist“ …sowas habe ich zuvor auch noch nirgends erlebt ;) Doch wir fanden schlussendlich eine Strecke, die wir nutzen konnten bzw. durften und konnten die letzte Vorbereitung auf den großen Tag perfekt gestalten.
Auch das Schwimmen war an den Tagen vor dem Rennen eine sehr lustige Angelegenheit. Da die Strömung des Tennessee Rivers noch nicht gedämmt war, war sie so stark, dass man kaum vorwärts kam und im Prinzip auf der Stelle schwamm. Viele Athleten testeten schon das Wasser im Fluss und die Sorge um die Strömung am Renntag machte sich unter allen breit. Vor allem bei mir! Ich…gegen diese Strömung? AU BACKE!
Wir besuchten außerdem die Messe des Triathlons und erkundeten alle möglichen Neuheiten des Triathlons, die es so zu finden gab. Getränke, Pulver, Riegel, usw. Am Freitag, der letzte Tag vor meinem großen Rennen, durfte ich dann mein Rad, alle Klamotten und meine Ausrüstung abgeben. Erik und ich machten noch einen lockeren Lauf, aßen noch einmal richtig viele Nudeln und dann ging es ab ins Bett.
Nach einer nahezu schlaflosen Nacht (vor Aufregung) hieß es für uns am nächsten Morgen um 5 Uhr: Raus aus dem Bett. Gut gefrühstückt und unglaublich aufgeregt fuhr mich Erik zum Startbereich. Alle Athletinnen durften noch einmal ihre Räder aufpumpen, die Flaschen auffüllen und alles für das Rennen vorbereiten. 7:30 Uhr ging es dann für die Profi-Damen ins Wasser. Ich konnte das ganze Schwimmen mit ansehen, da meine Startzeit erst 8:39 Uhr war. Ich hatte also genug Zeit noch einen Riegel zu essen und mich zur Startzone zu begeben. Erik war bis kurz vor dem Start bei mir und beruhigte mich. Auch, als ich schon in der Startzone war, gab er mir von einer Brücke aus Zeichen, die mich sehr gelassen reagieren ließen.
Doch die innere Ruhe hielt genau bis zur Startfreigabe an. Mit 7 anderen Mädels meiner Altersklasse (18-24) sprang ich ins Wasser. Wir mussten gegen die Strömung schwimmen, die allerdings sehr reduziert war im Vergleich zu den Tagen zuvor. Ich kam in einen guten Rhythmus und konnte mein Tempo durchschwimmen. Der Rückweg der Schwimmstrecke ging am Ufer entlang. Plötzlich sah ich Erik, der neben mir herlief. Er gab mir sehr positive Zeichen und Anweisungen, die mir vielleicht die letzten Sekunden schenkten.
Nach 37min verließ ich das Wasser und erlebte ein sehr unbekanntes Spektakel des Neoprenanzug-Ausziehens. Ich musste nichts tun. Wahnsinnige Helfer rissen mir den Kälteschutz vom Leib, drückten ihn mir in die Hand und schickten mich los in Richtung Wechselbeutel. Mit Helm und Schuhen im Gepäck lief ich zur Wechselzone, zog mich um und schwang mich auf mein Fahrrad. Los ging die wilde Fahrt. Nach ca. 7km kam der erste und längste Anstieg. Ich gab Vollgas und überholte am Berg sehr viele Frauen. Der zweite Abschnitt der Strecke hatte noch einmal 3 kleinere Anstiege, bei denen ich auch noch einmal einige Plätze gut machen konnte. Doch danach folgte der Bergab-Abschnitt, wo ich auf Grund meines Gewichts mal wieder einige Frauen vorbei lassen musste. Auf der ebenen Strecke wieder zurück, versuchte ich das wieder gut zu machen, schaffte es zuerst auch, doch auf den letzten 15km der Radstrecke war ich leer. Ich hatte definitiv am Berg zu viel Gas gegeben und bekam genau das jetzt zu spüren. Ich sagte mir jedoch: Reiß dich zusammen und gib alles. Gleich hast du es geschafft und dann kommt nur noch das Laufen.
Mit letzter Kraft kam ich in der Wechselzone an. Schnappte mir meinen Laufbeutel, zog Helm, Brille und Radschuhe aus und die Laufschuhe an. Die fleißigen Helfer sorgten dafür, dass man in der Wechselzone wenig zu tun hatte und kümmerten sich bestens um jeden einzelnen Athleten. Ich freute mich so sehr auf die Laufstrecke, dass ich gleich mit voller Power los lief. Ich kam in einen sehr guten Laufrhythmus und fühlte mich dementsprechend super. Dank der optimalen Sitzposition auf meinem neuen Fahrrad hatte ich keine müden Beine nach dem Radfahren sondern konnte sofort loslegen.
Nach dem ersten Kilometer war dann auch schon Erik zur Stelle. Er fand die richtigen, ja sogar die perfekten Worte: „Dani, es ist DEINE WM!!“ Von diesen Zurufen motiviert ging es gleich noch eine Spur besser. Und obwohl die Laufstrecke sehr bergig und kaum eben war, hielt ich mein Tempo. Erik war während dem Laufen immer zur Stelle. So, dass ich mich hinterher fragte: Wie zur Hölle hat er das gemacht? Er war einfach immer und überall da und unterstützte mich, wo er nur konnte. Ein weiteres Mal kann ich nur feststellen: Erik ist der beste Supporter der Welt! Für mich zumindest. Die Motivation, die er mir gab, brachte mir immerhin die 4. Beste Laufzeit!
Nach 5:02std und einer harten Laufstrecke, vielleicht die härteste die ich bisher gelaufen bin, sah ich dann endlich die Zielgerade. Mit der Energie und den Zurufen der vielen Zuschauer am Rand, flog ich nahezu ins Ziel! Ein Schauer von Glücksgefühlen rieselte auf mich ein, als ich über die Ziellinie lief und von einem Persönlichen Helfer empfangen wurde, der erst von mir wich, als ich ihm mindestens 10-mal mitteilte, dass alles ok sei
An dieser Stelle möchte ich noch loswerden: Das Rennen war perfekt organisiert und der Job der vielen Helfer ein wahres Wunder! Danke an alle, die dieses Wochenende so beeindruckend möglich gemacht haben.
Ich erfuhr auch schon kurz nach dem Zieleinlauf meine Platzierung und meine Einzelzeiten und konnte es erstmal gar nicht richtig glauben. Ich? 5.Platz in der Altersklasse? Bei der WM? OH MEIN GOTT!! Völlig überwältigt von allen möglichen Gefühlen konnte ich dann auch endlich zu Erik. Es war in diesem Moment das Allerschönste, mein Glück teilen zu können.
Es war ein unglaubliches Erlebnis. Es waren so viele Eindrücke und neue Erfahrungen, dass ich noch gar nicht alles in Worte fassen kann. Und ich könnte jetzt bestimmt noch lange lange weitererzählen. Ich muss aber selber erst einmal das ganze Geschehene richtig realisieren, vor allem, was in dieser kompletten Saison so alles passiert ist. Und das kann noch dauern! Ich hätte nie gedacht, dass mein Traum, unter die Top 10 zu kommen, jemals wahr werden könnte. Jetzt stehe ich da und kann nur eines sagen:
DANKE!
Danke an alle, die mich im letzten Jahr unterstützt haben und mir in allen Belangen weitergeholfen haben. Danke an meine Sponsoren Sailfish, Under Pressure Sox, Uvex, On, Intersport Forster Grünwald, BikeBase Schliersee, Airstreem und ReneRosa. Danke für eure Unterstützung!
Besonderen Dank an Christopher Utz! Danke Chris, dass du mir im letzten Jahr zur Seite standst und mir so viel Zeit erspart hast, die ich in meine große Leidenschaft, den Triathlon stecken konnte. Danke für dein Engagement und deinen Ehrgeiz das Beste aus allem rauszuholen und danke für deine großartige Unterstützung nicht nur das Management betreffend, sondern auch persönlich. Wenn du zugeschaut hast, war das immer etwas ganz Besonderes!
Ein weiterer besonderer Dank gilt in diesem Rahmen auch an Cindy Tschöp. Danke Cindy, dass du immer mitgefiebert hast. Du hast mir immer wieder den Anreiz gegeben alles zu geben und deine Unterstützung an der Rennstrecke war immer super aufbauend. Danke für deine unglaubliche mentale Unterstützung in der ganzen letzten Saison!
Der letzte und mir wichtigste Dank gilt Erik. Du warst bei fast jedem Rennen mit mir dabei. An einigen Rennen hast du zwar selbst Teil genommen, doch sogar das gab mir immer ein Gefühl von Sicherheit. Jedes einzelne Rennen mit dir gemeinsam habe ich genossen. Mindestens 50% der erfolgreichen Saison, die ich jetzt feiern kann, gehören dir! Ein Wahnsinn, wie du mir so zur Seite stehen, mich immer wieder aufbauen und motivieren kannst. Jedes Tief hast du bemerkt und immer die Worte gefunden, die für mich in diesem Moment richtig waren. Außerdem ist es für mich schier unglaublich, wie man so schnell von A nach B laufen kann, um immer da zu sein. Völlig irre! Und deshalb: Danke! Danke, dass du für mich da bist und das Abenteuer Triathlon mit mir teilst und erlebst!
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Sophia (Dienstag, 26 September 2017 06:41)
Dany, es war wirklich DEINE WM!
Ich wünsch dir weiterhin so viele geniale Wettkämpfe mit viel Gesundheit! Krass, was du alles erlebst! *O*